Die großen Schuhe

Impulse Jobst Bittner

Charlotte und ich besuchten kürzlich die kleine Stadt Worms. Es ist die Stadt, in der Martin Luther vor dem neu gekrönten Kaiser Karl V. und dem Reichstag stand und sich weigerte, seine Thesen zu widerrufen. Ein paar bronzene Schuhe erinnern an den Ort und ermutigen, sich in die "großen Schuhe" Luthers hineinzustellen. Ich weiß nicht, ob ich das will...

Worms war eine Stadt mit einer der blühendsten und größten jüdischen Gemeinden, deren Entstehung bis in das Jahr 1000 zurückzudatieren ist. Sie war ein Zentrum aschkenasischen Judentums und bestand seit dem Mittelalter bis zu ihrer völligen Vernichtung und Zerstörung durch die Nationalsozialisten.

Die jüdische Gemeinde Worms steht für die Bedrohung und Verfolgung, der die Gemeinde durch christlich motivierten Judenhass ausgesetzt war: Kreuzfahrer erschlugen im Jahr 1096 alle Juden in ihren Häusern, die sich nicht taufen lassen wollten. 1146 Pogrome im Vorfeld des Zweiten Kreuzzugs. 1349 das sogenannte Pestpogrom. 1615 Vertreibung der jüdischen Gemeinde und Zerstörung der Synagoge an einem Ostermontag. 1938 Novemberpogrom: Zerstörung der Synagoge und vollständige Vernichtung der Wormser Gemeinde durch die Schoa. Die christliche Schuldgeschichte gegenüber Juden ist bis heute nicht ausgeräumt. Karfreitag und Ostern erinnern an die Kreuzigung und Auferstehung Jesu.

Wir haben mit der Schuldgeschichte von Judenhass und Antisemitismus in unseren Kirchen und Gemeinden bis heute noch nicht wirklich aufgeräumt. Die Ausgrenzung und Bedrohung jüdischen Lebens ist brandaktuell. Ein christlicher Antijudaismus wird in Form einer pauschalen Israelkritik von Politikern wieder salonfähig gemacht.

Ich möchte lieber meine Stimme mit denen gegen Judenhass und für Israel erheben, die ihre "großen Schuhe" vor dem Kreuz in Demut ausgezogen haben.

In dieser Woche wurde eine 85jährige Holocaustüberlebende in Paris aus antisemitischen Motiven ermordet. Sie hatte die Verfolgung Nazideutschlands überlebt. Jetzt fand man sie niedergestochen und in ihrer Wohnung verbrannt. Was muss noch passieren, damit wir aufwachen und verstehen, dass Christen aus Kirchen und Gemeinden heute mehr denn je gefordert sind, ihre Stimme gegen Judenhass und Antisemitismus zu erheben?

 

Mach dich auf, werde Licht! (Jes 60,1)

Mach dich auf und werde Licht! Lass deinen Auferstehungsglauben praktisch werden und komm zu einem der Märsche des Lebens, die im April weltweit stattfinden! Ich lade dich ein  nach Jerusalem zum March of the Nations! In diesem Sinn wünsche ich dir ein gesegnetes Osterfest!

 

Mit herzlichen Grüßen
Jobst Bittner